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Digitale Hinterlassenschaft

Der Sachverständige und seine digitale Hinterlassenschaft: Vorsorge für den Fall der FälleEin erfülltes Berufsleben als Gerichtssachverständiger bedeutet oft eine Kombination aus Fachkompetenz, Erfahrung und Engagement. Viele Sachverständige widmen sich ihrer Tätigkeit mit Leidenschaft, bis der Zeitpunkt kommt, an dem sie in den wohlverdienten Ruhestand eintreten oder unerwartete Ereignisse, wie ein längerer Ausfall oder gar der plötzliche Tod, eine Fortführung ihrer Tätigkeit unmöglich machen. Doch was passiert mit der digitalen Präsenz eines Sachverständigen, wenn er nicht mehr aktiv tätig ist?

Die Bedeutung des digitalen Nachlasses

Mit dem Ende der aktiven Tätigkeit wird der Sachverständige aus der offiziellen Liste der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen gestrichen. Dies ist ein formeller Prozess, der automatisch erfolgt. Doch anders verhält es sich mit den digitalen Spuren, die ein Sachverständiger hinterlässt. Hier sind proaktive Schritte gefragt, um sicherzustellen, dass Informationen über die Sachverständigentätigkeit korrekt und aktuell bleiben – oder vollständig entfernt werden, falls sie nicht mehr relevant sind.

Vorsorge für den Ruhestand oder unerwartete Ereignisse

Um für den Fall des Falles gewappnet zu sein, sollten Sachverständige rechtzeitig eine Checkliste abarbeiten, die unter anderem folgende Punkte umfasst:

  • Homepage aktualisieren oder deaktivieren: Wenn die Homepage den beruflichen Status nicht mehr korrekt widerspiegelt, sollte sie entweder angepasst oder vollständig deaktiviert werden.
  • Social-Media-Profile prüfen und anpassen: Plattformen wie LinkedIn, Xing oder Facebook bieten oft die Möglichkeit, den Status auf „im Ruhestand“ zu setzen oder die Profile zu löschen.
  • Regelung für den Todesfall: Im Falle eines plötzlichen Ablebens sollte ein Stellvertreter oder Bevollmächtigter Zugriff auf die digitalen Accounts haben.
  • Stellvertretung bei längeren Ausfällen: Auch bei vorübergehenden Ausfällen ist es sinnvoll, einen Stellvertreter zu benennen.
  • Klärung der Rechte an digitalen Inhalten: Inhalte wie Gutachten, Blogbeiträge oder Fachartikel sollten hinsichtlich der Nutzungsrechte geklärt werden.

Die rechtliche Perspektive
In Österreich gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, sich um den digitalen Nachlass zu kümmern. Dennoch ist es ratsam, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein. Ungeklärte oder falsche Informationen im Internet könnten nicht nur das Ansehen des Sachverständigen, sondern auch das Vertrauen in die gesamte Berufsgruppe schädigen.

Empfehlungen für die Praxis
Um die digitale Hinterlassenschaft geordnet zu regeln, könnten folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Digitale Checkliste erstellen: Alle relevanten Accounts, Passwörter und Anweisungen festhalten und sicher hinterlegen.
  • Testamentarische Regelung: Im Testament festlegen, wer sich um die digitalen Spuren kümmern soll.
  • Beratung einholen: Experten oder Dienstleister können bei der Planung des digitalen Nachlasses unterstützen.

Der Nutzen für die Nachwelt
Eine gut geregelte digitale Nachlassplanung entlastet nicht nur die Angehörigen, sondern schützt auch das berufliche Ansehen des Sachverständigen. Zudem kann sie dazu beitragen, dass wertvolles Wissen sinnvoll weiterverwendet wird.

Fazit
Der digitale Nachlass ist ein Thema, das für Gerichtssachverständige zunehmend an Bedeutung gewinnt. Mit einer rechtzeitigen und durchdachten Planung können mögliche Probleme vermieden und der Übergang in den Ruhestand oder der Umgang mit unerwarteten Ereignissen erleichtert werden. Es liegt in der Verantwortung jedes Sachverständigen, dafür zu sorgen, dass seine digitale Präsenz auch nach dem Ende der aktiven Tätigkeit im Einklang mit der hohen Professionalität steht, die den Berufsstand auszeichnet.

Ing. Harald Sexl MBA

Der Verfasser des Aritkels ist seit 2006 Gerichtssachverständiger, zertifizierter Datenschutzbeauftragter und betreibt ein Sachverständigenbüro in Alleinverantwortung. In dieser Eigenschaft ist er sich der Verantwortung gegenüber der Justiz, seinen Nachkommen und seinen Klienten gegenüber bewusst.

 

Inhalt:
Der digitale Nachlass ist ein Thema, das für Gerichtssachverständige zunehmend an Bedeutung gewinnt. Mit einer rechtzeitigen und durchdachten Planung können mögliche Probleme vermieden und der Übergang in den Ruhestand oder der Umgang mit unerwarteten Ereignissen erleichtert werden. Es liegt in der Verantwortung jedes Sachverständigen, dafür zu sorgen, dass seine digitale Präsenz auch nach dem Ende der aktiven Tätigkeit im Einklang mit der hohen Professionalität steht, die den Berufsstand auszeichnet.

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